Studieren in Israel

UNICHECK - 24.02.2016

Studieren in Israel

In Jerusalem lässt sich alte Geschichte hautnah erleben | Foto: Israeltrip2015.de

Die Sicherheitslage in Israel

"Oh Gott, müssen Sie da hin? Beruflich?" – Die Frau in der Sparkasse ist ganz fassungslos, als ich etwas israelisches Geld (Schekel) bestelle. Und sie ist bei weitem nicht die einzige, die sich Sorgen macht, als ich erzähle, dass ich im Dezember 2015 an der von der Botschaft des Staates Israel organisierten Jubiläumsreise ("50 Jahre Diplomatische Beziehungen Israel-Deutschland") teilnehmen werde.

Das Auswärtige Amt gibt zu diesem Zeitpunkt eine Reisewarnung für den Gaza-Streifen aus. Aufgrund des israelisch-palästinensischen Konflikts bestünde das Risiko, auch als Tourist in Sicherheitsvorfälle verwickelt zu werden. Gut, in diesem Bereich wollten wir uns ohnehin nicht aufhalten.

Aber auch in Jerusalem wird zu verstärkter Vorsicht geraten. Doch die historische Altstadt mit Klagemauer, Grabeskirche usw. wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, auch wenn die bewaffneten Soldaten an jeder Ecke schon für ein mulmiges Gefühl sorgen. In Tel Aviv hingegen fühlt man sich wie in jeder anderen Metropole auch.

Hidden Champion in Wissenschaft und Technologie

"Mögen Sie gerne Cocktail-Tomaten? Ja? Dann denken Sie beim nächsten Mal an Ihren Besuch in Israel, denn die wurden hier gezüchtet." Solche Sätze bleiben im Gedächtnis. Vor allem, wenn sie von keinem Geringeren als Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stammen, der es sich nicht hat nehmen lassen, die Delegation aus Deutschland persönlich zu empfangen. Doch Cocktail-Tomaten sind längst nicht die einzige israelische "Erfindung". Selbst wenn das Land in der landwirtschaftlichen Forschung und Entwicklung (weltführend in der Milchproduktion) gut dabei ist, sind andere Bereich noch entscheidender.

Zum Beispiel Medizin: Geräte wie Computertomografen oder eine verschluckbare Kapsel zur Feststellung von Magen-Darm-Krankheiten wurden dort entwickelt. Auch Elektrotechnik und speziell Glasfaseroptik haben einen hohen Stellenwert. Und als Folge des Mangels an konventionellen Energiequellen ist Israel weltführend im Bereich Solarenergie.

Hoher Akademiker-Anteil & Frauenpower

Um als kleines Land im Wettbewerb mit den Großen überhaupt eine Chance zu haben, verfolgt Israel eine strikte Bildungspolitik und setzt auf das Motto "Hochleistung durch Spezialisierung". Über das Land verteilt gibt es allerhand Exzellenzzentren für die Naturwissenschaften, aber auch die allgemeine wissenschaftliche Ausbildung weist einen guten Qualitätsstandard auf.

Mit einem Akademiker-Anteil von 56 Prozent liegt es unter den OECD-Staaten sogar auf Platz 2 – der Durchschnitt liegt bei 30 Prozent. Und noch einen überraschenden zweiten Platz sichert sich Israel: Im internationalen Vergleich muss sich das Land mit 15 Prozent Frauen in Vorständen nur Norwegen geschlagen geben.

Überhaupt sind Frauen in allen Wirtschaftssektoren präsent, auch in sogenannten "Männerbranchen" wie dem Hightech-Sektor. Dort machen sie 35,6 Prozent der Beschäftigten aus. Übrigens gilt die obligatorische Wehrpflicht auch für Frauen. Sie müssen aber nur zwei Jahre ran, ein Jahr weniger als die Männer. Durch den Wehrdienst direkt nach dem Schulabschluss (Abitur "Bagrut" nach 12 Jahren) sind die meisten israelischen Studenten auch älter als 21 Jahre.

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Überblick über die Hochschullandschaft

  • Die erste israelische Uni, das Israelische Institut für Technologie (Technion) in Haifa, wurde 1912 – fast ein Vierteljahrhundert vor der Staatsgründung – gegründet. Das Ziel: Ingenieure und Architekten ausbilden, die sich um den Wiederaufbau des Landes kümmern. Heute ist es vor allem bekannt für Medizin und Naturwissenschaften.
  • 1925 wurde die Hebräische Uni in Jerusalem gegründet. Sie umfasst Fakultäten für alle Forschungsgebiete und beherbergt die israelische Nationalbibliothek. Im "European Research Counsil Starting Grants Ranking" (misst die Förderung unabhängiger Nachwuchsforscher) belegt sie übrigens Platz 5 – hinter den UK-Riesen Cambrige, Oxford und Co.
  • Das Weizmann-Forschungsinstitut in Rechovot ist ein renommiertes Zentrum für Forschungs- und Doktorandenstudien in Physik, Chemie, Mathe und anderen Naturwissenschaften. Im oben genannten Ranking liegt es auf Platz 6.
  • An der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv (seit 1955) werden die geistigen Werte des jüdischen Erbes mit allgemeinen Inhalten verschiedener Fächer (vor allem Sozialwissenschaften) kombiniert.
  • Die Universität Tel Aviv (1956) ist die größte Uni Israels. Der Schwerpunkt liegt auf Grundlagen- und angewandter Forschung.
  • Die Universität Haifa ist das Hochschulzentrum des Nordens. Sie bietet die Möglichkeit eines interdisziplinären Studiums. Es gibt auch eine Abteilung für das Studium des Kibbuz als sozioökonomische Einheit.
  • Die Negev-Universität Ben-Gurion wurde 1967 zur Förderung der Wüstenregion im Süden des Landes gegründet. Sie hat bedeutende Beiträge zur Trockengebietsforschung geliefert.

Das israelische Studentenleben

Ein israelisches Studienjahr orientiert sich am britisch-amerikanischen und ist in Trimester aufgeteilt. Es dauert von September/Oktober bis Juni/Juli. Den Bachelor erreichen die Studierenden meist in drei, in manchen Fächern in vier Jahren, wobei das erste Jahr einer grundlegenden Ausbildung ohne große Wahlmöglichkeiten dient. Den Master erhält man nach zwei Jahren und für einen Doktor sollte man mindestens weitere zwei Jahre einplanen. Eine 6-Tage-Woche ist keine Seltenheit im strebsamen Israel, auch nicht für Studenten. Nur am Samstag ist quasi Sonntag – allerdings wesentlich strenger als bei uns. Der Sabbat beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang.

Sämtliche Formen von "Melacha", also Arbeit, sind dann verboten, weshalb auch keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren. Autofahren ist aber auch nicht erlaubt, was mit dem parallelen Verbot, ein Feuer zu entfachen, zu tun hat. Dieses geht sogar so weit, dass am Sabbat z. B. Aufzüge nur benutzt werden, wenn sie extra so programmiert sind, dass sie auf jeder Etage halten, damit beim Drücken des Knopfes kein Licht leuchtet.

Wenn ihr bei eurem Auslandsaufenthalt nicht aufs Feiern verzichten wollt, solltet ihr euch Tel Aviv als Ziel aussuchen, denn dort ist das Party-Leben äußerst ausgeprägt. Wem der Strand als Location nicht so zusagt, bricht in Richtung Rothschild-Boulevard – dort gibt es urige Kneipen, stylische Bars und hippe Diskotheken.

Wenn ihr bei Feiern in der Regel großen Durst verspürt, solltet ihr ein großes Budget einplanen, denn Getränke (nicht nur Alkohol, sondern auch Softdrinks) sind ziemlich teuer. Eine weitere Erkenntnis, mit der man vor seinem Aufenthalt in Israel kaum rechnet.

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