Englisch studieren: Das solltest du wissen!

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Englisch verbindet die Welt – es lohnt sich, die Sprache zu studieren | Foto: Thinkstock/william87

Der Studiengang Englisch weckt falsche Erwartungen

Viele Studenten gehen an ein Anglistik- oder Amerikanistikstudium mit falschen Erwartungen heran – nämlich, dass sie dort die Sprache lernen. Davor warnt Gurr: "Wir erwarten, dass die Studenten schon sehr gut Englisch können. Sprachkompetenz ist hier nur ein kleiner Anteil – vielleicht 20 bis 30 Prozent. Der Rest des Studiums ist Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Sprachwissenschaft – alles auf Englisch." Dafür müsse man die Sprache schon sehr gut können, so Gurr weiter.

Das kann die ehemalige Anglistik-/Amerikanistik-Studentin der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Katharina Lampe, bestätigen. Sie hatte Englisch im Abitur und war daher sprachlich schon ziemlich fit. Auch die 25-Jährige hatte im Vorfeld ein wenig andere Erwartungen an das Anglistikstudium, war aber positiv überrascht: "Es war thematisch um einiges vielfältiger, als ich es mir vorgestellt habe. Neben den fachspezifischen Inhalten wie Landeskunde habe ich enorm viel gelernt, was auch auf andere Disziplinen anwendbar ist. Die literatur- und kulturwissenschaftlichen Theorien, zum Beispiel, haben mir völlig neue Blicke auf die Gesellschaft und das Leben per se eröffnet."

Die 23-jährige Svenja Zimmermann, die derzeit an der TU Dortmund im sechsten Bachelorsemester ist, hatte immer schon großen Spaß daran, sich mit literarischen Werken auseinanderzusetzen – sei es britische oder amerikanische Literatur – und über aktuelle Themen zu diskutieren. Besonders fasziniert die Lehramtsstudentin der permanente kulturelle Austausch während des Studiums und dass die Lehrenden unglaublich engagiert ihre Forschungsinteressen vertreten.

Nach dem Studium stehen viele Türen offen

Das Lehramtsstudium und das allgemeine Anglistikstudium unterscheiden sich übrigens nur geringfügig. Denn auch wer kein Lehrer werden möchte, würde ja später durchaus zwischen den Kulturen vermitteln, so Professor Walter Grünzweig von der TU Dortmund. Und für auch angehende Lehrer sei es wichtig, wissenschaftlich und intellektuell auf allen Gebieten ausgebildet zu werden, findet Grünzweig.

Mit ihren erworbenen Fähigkeiten stehen den Absolventen dann viele Türen offen. Jens Gurr, der drei Jahre in der Unternehmens-Beratung tätig war, erklärt das so: "Was braucht man in jedem anspruchsvollen Beruf? Die Fähigkeit, sich über einen komplexen Sachverhalt aus verschiedenen Medien und Quellen zu informieren, präzise zu analysieren, Informationen kritisch abzuwägen, sich ein Urteil zu bilden und das mündlich oder schriftlich adressatenbezogen auf den Punkt zu bringen. Das lernt man bei uns", erklärt Gurr.

"Was aus dem 08/15-Lebenslauf raus fällt, ist gut"

Um später gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, ist auch die Wahl der Fächer entscheidend – bei den Studiengängen für "Angewandte Sprachwissenschaften" und "Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften" in Dortmund werden beispielsweise Anglistik und Germanistik mit zwei bis drei weiteren Fächern kombiniert  –, aber für Gurr zählt auch die Leidenschaft für das Fach. Er hat beispielsweise Anglistik und Germanistik studiert und ist trotzdem zunächst in der Unternehmensberatung gelandet.

Grünzweig plädiert stark dafür, neben Anglistik eine weitere, nicht so gängige Sprache zu lernen, um sich von der breiten Masse abzusetzen. "Alles, was aus dem 08/15-Lebenslauf raus fällt, ist gut", meint auch Gurr, sei es ein Auslandsaufenthalt oder ein Praktikum. Diese Tipps sollten die Studierenden unbedingt annehmen, auch wenn Grünzweig die Erfahrung gemacht hat, dass gerade die Studenten in den kulturwissenschaftlichen Studiengängen nicht lange herumsitzen und Däumchen drehen.

Der Berufseinstieg in der Anglistik fällt nach wie vor nicht leicht: Absolventen finden auch ein Jahr nach dem Examen nicht immer sofort eine feste Stelle. "Ein Grund dürfte darin liegen, dass die Konkurrenz durch Fachstudiengänge wie Wirtschaftswissenschaften oder Jura, die heute in der Regel Geschäftsenglisch als Standard beinhalten, sehr zugenommen hat", vermutet Ralf Beckmann von der Bundesagentur für Arbeit.

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Englisch-Absolventen sollten offen für alles bleiben

An der TU Dortmund setzt man daher bereits im Studium auf eine Verlinkung von Forschung und Berufsbildern: Beispielsweise haben 60 Studierende an einer literarischen Übersetzung einer amerikanischen schwarzen Autorin mitgewirkt, zudem erschien ein Buch zu Hip-Hop in Europa zu einer von Studenten organisierten Konferenz.

Aber auch wenn sich immer mehr Arbeitsbereiche für die Anglistik-Studenten auftun, nach wie vor studieren eine Reihe von Anglisten und Amerikanisten diese Disziplinen als wissenschaftliche Fächer –  in Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Karriere im In- und Ausland. Der größte Teil der Erwerbstätigen mit einem Abschluss der Anglistik ist allerdings im Feld der Dienstleistungen tätig, zum Beispiel in der Beratung, im Lehramt, in den Medien, der Öffentlichkeitsarbeit oder Übersetzung.

Auch wenn man bestenfalls schon eine Idee hat, wohin man nach dem Studium möchte, hinterher kommt es oft anders: Grünzweig benennt das mit dem Fachbegriff "Serendipity", dass man nicht nur gezielt nach etwas sucht, sondern offen für alles bleibt. Manchmal kommt es eben ganz anders. So wie bei Katharina, die eigentlich Auslandskorrespondentin für eine deutsche Zeitung im englischsprachigen Ausland werden wollte und heute in einer Hamburger Agentur als Kommunikationsberaterin, vor allem für kulturelle oder politische Projekte oder Organisationen, arbeitet.

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