Germanistik studieren: Alle Infos zum Studiengang!

Sascha Gull - 06.01.2016

Germanistik studieren

Mit Germanistik musst du nicht als Taxifahrer enden | Foto: Thinkstock/Wavebreakmedia Ltd

Germanistik studieren passt zu dir, wenn...

  • du dich gern mit der deutschen Sprache und ihrer Geschichte auseinandersetzt.
  • dich Themen aus der Linguistik interessieren.
  • du dich im Studium auch mit neuerer deutscher Literaturwissenschaft befassen willst.
  • du keine Angst vor Mittelhochdeutsch und seiner Grammatik hast. 
  • dich Referate, Präsentationen und Projektarbeiten nicht abschrecken.

Germanistik: Zwischen Mittelhochdeutsch und moderner deutscher Literatur

Ein Germanistik Studium ist vor allem eines: Abwechslungsreich! Du beschäftigst dich mit der deutschen Sprache in diesem Studiengang auf ganz unterschiedliche Weise. Einerseits betrachtest du die Sprachentwicklung aus historischen und sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten, dann wieder tauchst du in Gesprächsanalyse, Kurzwortbildung und Lehnwortforschung ein und schließlich beschäftigst du dich auch mit zeitgenössischer Literatur vom Barock bis zur Neuzeit. Du siehst: Hast du eine Leidenschaft für Sprache, ist dieser Studiengang das Richtige für dich und wenn du deine Kurse clever wählst, kannst du bereits im Studium viele Weichen für die Zukunft stellen. 

Studieninhalte im Germanistik Studium

Zu Beginn des Studiums stehen Einführungsveranstaltungen in den drei Germanistik-Schwerpunkten des Studiums an:

  • Neuere deutsche Literatur/Literaturwissenschaft (Inhalte: zum Beispiel zeitgenössische Autoren, neue Literaturformen)
  • Ältere deutsche Literatur/Mediävistik (Inhalte: zum Beispiel Textanalyse vom 8. bis 15. Jahrhundert)
  • Sprachwissenschaft/Linguistik (Inhalte: zum Beispiel Wortbildungen, Wortbausteine, Schriftdeutsch, Dialekte)

Die angehenden Germanisten müssen sich vor dem Studium entscheiden, ob sie auf Lehramt (Abschluss zumeist das Staatsexamen) oder auf Bachelor studieren möchten. Egal für welchen Weg man sich entscheidet: Wer Germanistik studiert, muss lesen, viel lesen. Auch außerhalb der Uni und nach den Vorlesungen, müssen sich die Studenten den Gedichten, Romanen und Erzählungen widmen, die anschließend in Seminaren und Kursen analysiert und besprochen werden.

Das Handwerkszeug dazu erlernen die Germanistik-Studenten in den ersten Semestern. Sie lernen Methoden und Begriffe kennen, mit deren Hilfe sie Sprache und Texte wissenschaftlich untersuchen können. Später im Studium kann man sich dann auf einen der drei Kernbereiche spezialisieren. Im Schwerpunkt Sprachwissenschaft befasst man sich zum Beispiel mit Grammatik, der Zeichen- und auch Lautlehre. Viele Unis bieten ihren Studenten darüber hinaus zusätzliche Kurse wie zum Beispiel Präsentationstechnik, Rhetorik oder Didaktik an. Diese Inhalte richten sich erster Linie an Lehramtsstudenten.

Im Rahmen des Germanistik-Studiums sollen zudem erste Erfahrungen in der Berufspraxis gesammelt werden. An den meisten Unis ist ein vier- bis achtwöchiges Praktikum Pflicht, das in aller Regel in den Semesterferien absolviert werden muss. Von Verlagen und Medienunternehmen über Bibliotheken und Büchereien bis hin zum Theater oder Museum: Praktika in diesen Bereichen sind besonders beliebt.

Der Zugang zum Germanistik-Studium ist allerdings nicht immer ganz leicht. An sehr vielen Unis gibt es örtliche Zulassungsbeschränkungen, wie etwa einen NC. Meist bewegt sich dieser um die Note "gut" und die Unis achten besonders auf die Noten in den studiumsnahen Fächern. Viele Unis sehen praktische Erfahrung, die im Vorfeld des Studiums gesammelt wurde, besonders gerne.

  • Eine Übersicht über den aktuellen NC für Germanistik an deutschen Hochschulen findest du hier: www.nc-werte.info

Vorkenntnisse

Wer Germanistik studieren möchte, sollte gewisse Fähigkeiten mitbringen und Voraussetzungen erfüllen. Man sollte sich für die deutsche Sprache interessieren und die Bereitschaft haben, sich durch sehr viel Literatur zu arbeiten. Die Tatsache, dass man in der Freizeit gerne mal einen Roman liest oder in der Schule Spaß daran hatte, Goethes Faust zu analysieren, genügt meist nicht. Da das Germanistik-Studium sehr wissenschaftlich ausgerichtet ist, müssen die Studenten schon früh lernen, komplexe literarische Texte und Quellen zu analysieren und kritisch zu bewerten. Ein Interesse an wissenschaftlichem Arbeiten bzw. Arbeitsweisen sollte also in jedem Fall vorhanden sein.

Zudem sollte man sperrigen, anspruchsvollen und trockenen Schriften und Überlieferungen (verfasst zum Beispiel in Altdeutsch, Mittelhochdeutsch oder Frühneuhochdeutsch) gegenüber offen sein. Im Rahmen der Mediävistikkurse finden häufig Übersetzungskurse statt. Während dieser lernen die Studierenden wie Texte aus dem Mittelhochdeutschen ins Hochdeutsche übersetzt werden. Gute rhetorische und didaktische Vorkenntnisse sind ebenso von Vorteil wie die Fähigkeit, auch komplexe Fragestellungen zielgerichtet anzugehen.

Germanistik Studium an Hochschulen in Deutschland

Alle größeren Unis in Deutschland bieten Germanistik als Studienfach an. An vielen Unis kann man vor dem Studium wählen, ob man im 2-Fach-Bachelor (wenn dem Student die Fachwissenschaft an sich reizt) oder auf Lehramt studiert. Beim 2-Fach-Bachelor besteht zum Beispiel die Möglichkeit, Germanistik mit einer Fremdsprache im Nebenfach zu kombinieren.

Studiert man Germanistik auf Lehramt, muss nach dem Bachelor entweder noch ein Lehramts-Masterstudiengang absolviert oder das Studium (ganz klassisch) mit dem Staatsexamen abgeschlossen werden. Daneben gibt es noch den Master-Abschluss, der nicht auf den Lehrerberuf, sondern auf eine wissenschaftliche Karriere (Promotion, Habilitation) vorbereitet. Der Master baut auf dem erworbenen Bachelor-Wissen auf und vertieft es durch die Wahl eines Schwerpunktes. Und das Spektrum ist buntgemischt: So bietet zum Beispiel die Uni Freiburg den Master in "Literaturwissenschaft International: Deutsch-russische Transfers" an. An der TU Dresden kann man seinen Master in "Culture and Communication" machen, an der FU Berlin "Komparative Niederlandistik" studieren oder "Germanistische Literaturwissenschaft" an der RWTH Aachen.

Zahlen

Das Fach ist vor allem bei Frauen beliebt: Rund 70 Prozent der Studienanfänger sind weiblich. Mit über 60.000 Studentinnen steht Germanistik bei ihnen in der Rangliste der beliebtesten Studiengänge an zweiter Stelle. Über 6 Prozent aller weiblichen Studenten hierzulande widmen sich demnach der deutschen Sprache und ihren Besonderheiten. Bei den Männern schafft es das Germanistik-Studium mit 18.000 Studierenden nicht einmal unter die Top Ten (Platz 18).

Viele der (sowohl männlichen als auch weiblichen) Studenten entscheiden sich für das Studium, um später als Lehrer oder Lehrerin zu arbeiten. Das ist ein Drittel aller Studierenden. Das CHE-Hochschulranking 2014 empfiehlt zukünftigen Germanistik-Studenten die Uni Freiburg (Bachelor) sowie die Uni Bamberg und die Uni Göttingen (Lehramt Deutsch) als beste Hochschulen.

Berufsaussichten für Germanistik-Absolventen

Der Germanistik-Student von heute mit dem Abschlussziel Bachelor, darf sich häufig rechtfertigen, warum er denn nicht auf Lehramt studiert. Die gängige Meinung: Geisteswissenschaftler werden nach dem Studium sowieso keinen passenden Job finden und durch unzählige Praktika ausgenommen und ausgenutzt. Das ist zwar durchaus etwas dran, schließlich gelingt im Durchschnitt nur etwa 30 Prozent der Absolventen eines Bachelor-Jahrgangs im Fach Germanistik der direkte Berufseinstieg. Somit müssen sich viele Absolventen tatsächlich erst einmal mit dem einen oder anderen Praktikum über Wasser halten, ein Jahr nach Studienabschluss haben die meisten dann auch eine Stelle gefunden.

Der Vorteil der Germanistik-Studenten: Sie sind vielseitig einsetzbare Allrounder und Generalisten. Sie kommen oft in Bereichen unter, in denen viel kommuniziert wird, sowie Informationen beschafft und vermittelt werden müssen, so zum Beispiel in der Sprachforschung, Unternehmenskommunikation oder im Journalismus. Werbung, Verlagswesen und PR kommen für viele ebenso in Frage wie Forschungseinrichtungen, Medienunternehmen oder das Bibliothekswesen.

Viele Abiturienten entscheiden sich im Gegensatz dazu, Germanistik auf Lehramt zu studieren. Ungefähr jeder dritte Student möchte später als Lehrer arbeiten. Es ist reizvoll, da ein schneller Berufseinstieg praktisch sicher ist. Ein Faible für pädagogische Themen sollte hier ebenso vorhanden sein wie Engagement, Leidenschaft und ein gewisses Talent, mit Kindern oder Jugendlichen umzugehen.

Wissen

Die Studiengangsuche von UniCHECK

Du möchtest Germanistik studieren und suchst noch nach einem Studienplatz in deiner Nähe? Dann ist die UniCHECK Studiengangsuche genau das Richtige für dich!

Zur Studiengangsuche >>

UNICHECK-Tipp

Du bist auf der Suche nach einem ersten Vollzeit-Job? Oder willst du neben dem Studium einen Nebenjob anfangen?

Im UNICUM Karrierezentrum bieten dir attraktive Arbeitgeber deutschlandweit und aus dem In- und Ausland zahlreiche spannende Job-Angebote an – hier wirst du als Germanist garantiert fündig. Nicht zuletzt, weil du deine Suche zum Beispiel nach Berufsfeldern oder Unternehmen filtern kannst.

Alternative Studiengänge

Germanistik ist doch noch nicht so ganz dein Fall? Dann check mal diese Studiengänge: 

Linguistik studieren

Linguistik studieren: Das musst du wissen!

"Man kann nicht nicht kommunizieren", sagte einst der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Denn Mimik ist Sprache, Gestik ist Sprache und verbale Kommunikation ist Sprache. Der Studiengang Linguistik richtet sich an alle Sprachbegeisterten, die keine Angst vor Naturwissenschaften haben.

Jetzt lesen
Miniatur-Tori an einem Schrein in Japan

Studiengangranking Sprach- und Kulturwissenschaften

Wenn du dich für Sprachen und Kultur interessierst und einen Studiengang aus dem Bereich suchst, findest du im UNICHECK Studiengangranking die besten Studiengänge.

Jetzt lesen
Frau im Videochat in einem Café

Kommunikationswissenschaften studieren: Das musst du wissen!

Bei der wachsenden Anzahl der Medien und Plattformen, über die wir uns mitteilen können, ist es umso wichtiger die Art, wie wir kommunizieren, zu erforschen.

Jetzt lesen

Artikel-Bewertung:

Anzahl Bewertungen: 1443